Seit 1993 Hilfe des AKSR e.V. für die „Jesus-Obrero-Schule“ im Slum von Merlo/Buenos Aires – ARGENTINIEN
Inmitten einer Slumsiedlung von Merlo, einer Vorstadt von Buenos Aires/Argentinien, wurde 1993 vom Arbeitskreis Schule Rhauderfehn (AKSR) mit Hilfe des Landes Niedersachsen und des Entwicklungshilfe-Ministeriums in Bonn eine Grund – und Hauptschule, die „Jesus-Obrero“-Schule (Jesus-Arbeiter-Schule) gebaut.
Die Gebäude in der Umgebung der Schule sind baufällig, die Baracken sind aus Holz und Blech. Es gibt keine Klärgruben, einige Familien haben Jauchegruben, andere nur Latrinen. Fast alle Straßen bestehen aus Lehm, schon in trockenem Zustand ist es schwierig, mit dem Auto durchzukommen, im Winter oder in Regenzeiten fast abenteuerlich.
Die Jesus-Obrero-Schule ist die einzige im Bezirk. Für die Familien bedeutet die Schule, die in kirchlicher Trägerschaft steht, die einzige Hoffnung, um durch Bildung ihrer Kinder den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Die Eltern bringen daher jedes Opfer, um ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.
Eltern und Lehrer versuchen durch Basare, Spenden und Lotterien einige notwendige Anschaffungen zu finanzieren. Da die Kirche im Bischofsbezirk Merlo/Moron sehr arm ist, ist von dort keine finanzielle Hilfe zu erwarten.
In einem Turnus von ein bis zwei Jahren wird die Schule von Vorstandsmitgliedern des AKSR oder Freunden der Schule (auf eigene Kosten) besucht, vor einigen Jahren auch von einer Rhauderfehner Fußballauswahl unter Leitung von Hans Damm und Herbert Broich.
Bei ihrem jetzigen Besuch wurden Ingrid und Herbert Broich durch das Lehrerkollegium und die Kinder der Schule herzlich empfangen.
Im Gegensatz zu den Staatlichen Schulen haben die privaten und wie hier die in Partnerschaft des AKSR stehende kirchliche Schule im Slum von Merlo einen sehr guten Ruf. Obwohl die Schule ärmlich eingerichtet ist (die Möbel sind gebraucht übernommen worden) und die Schule über wenig Lehrmaterial verfügt – das meist von den Lehrern selbst hergestellt werden muss – leisten die Lehrer hervorragende Arbeit.
Die wirtschaftliche Krise im Lande trifft die Menschen im Slum besonders hart. Viele Eltern arbeiten als „Gelegenheitsarbeiter“ ohne Rentenanspruch und Sozialversicherung. Die Löhne sind nicht ausreichend, um einen Aufstieg oder ein menschenwürdiges Leben zu gewährleisten. Frauen, die eine Arbeit gefunden haben, arbeiten meist als Hausangestellte ohne Sozialversicherung in der 30 km entfernten Bundeshauptstadt. Die Arbeitslosigkeit beträgt hier an die 65%. Daher können immer weniger Eltern das Schulgeld aufbringen. Das älteste Kind zahlt 18 Pesos (5 Euro) Schulgeld, das zweite Kind 14 Pesos (4 Euro), das dritte 8 Pesos (2,2 Euro), weitere Kinder brauchen kein Schulgeld zu zahlen.
In die Schule gehen 800 Kinder, es wird in zwei Schichten unterrichtet. Das Gehalt der Lehrer wird vom Staat gezahlt, manchmal kommt es verzögert. Ein Lehrer in der Grundschule verdient 350 Pesos (97 Euro), in den höheren Klassen können die Lehrer 700 – 1000 Pesos (194 Euro – 278 Euro) verdienen. Da die meisten Lehrer einen weiten und teuren Anfahrtsweg haben bei sehr hohen Benzinpreisen, sind sie gezwungen nach einen zweiten Job in einer anderen Schule auszuüben, weil sie sonst nicht genug zum Leben haben. Zu einem bescheidenen Leben benötigt man mindestens 1000 Pesos.
Die Kinder kommen gern zur Schule und „lieben“ ihre Lehrer wirklich, weil sie sich nicht nur um sie , sondern auch um ihre Familien kümmern. Immer mehr Schüler sind unterernährt, manche Kinder bekommen nur eine Mahlzeit am Tag, weil ihre Eltern zu arm oder arbeitslos sind. Manchmal wird in der Schule Brot gebacken; die Zutaten müssen die Lehrer mitbringen, die selbst arm sind. In jedem Fall bekommen die Kinder, die abends und morgens bereits ohne Essen waren, wenigstens den allseits geliebten Mate-Tee (bei uns als Appetitzügler bekannt) in der Schule.
Das Freigelände für die Schüler beträgt insgesamt nur 1000 qm und muss auch für den Sportunterricht genutzt werden. Zudem haben die Lehrer einen kleinen Schulgarten angelegt, in dem Gemüse für die ärmsten Familien angebaut wird.
Der AKSR ist bemüht, für die Schule Spenden einzuwerben für notwendige Anschaffungen von Lehr- und Lernmaterial sowie für Mobiliar.
Am Abend in Buenos Aires
Gegen neun Uhr abends nehmen fast 200.000 Argentinier ihre „Arbeit“ auf.
Ihre einzige Überlebensmöglichkeit besteht darin, Müll zu recyceln. Jeden Abend ergießt sich die Masse von Menschen aus den Vororten in die Stadt. Sie Schlitzen Müllsäcke auf, um sich nach wieder verwertbaren Material zu durchwühlen, das sie den wenigen noch verbliebenen Unternehmen verkaufen.
Diese Menschen nennt man in Argentinien „Cartoneros“, Kartonsammler. Sie kommen aus dem Großraum Buenos Aires, der argentinischen Zehn-Millionen-Metropole. Bis vor kurzem waren dort noch Tausende kleiner Betriebe ansässig, von denen heute die meisten bankrott gegangen sind.
Ganze Familien von Kartonsammler mit Kindern jeden Alters beeilen sich, die Plastikbeutel zu öffnen, bevor sie von den Müllmännern eingesammelt werden. In Buenos Aires kommt die Müllabfuhr täglich. So bleiben den Cartoneros nur drei Stunden Zeit von neun bis zwölf Uhr abends, um ihre Arbeit zu erledigen.
Kartons und Papier werden von argentinischen Firmen stark nachgefragt und verkaufen sich zu einem Kilopreis von 35 Centavos, das entspricht etwa zehn Eurocents.
In einer guten Nacht verdient Gabriela mit ihrem Mann und ihren Fünf Kindern, die zwischen fünf und dreizehn Jahre alt sind, neun Pesos (2,50 Euro).
53 % der 37 Millionen Argentinier gelten als arm. Das einst reichste Land in Südamerika ist zum Armenhaus verkommen. Die Situation wird immer bedrückender. Arbeitslosigkeit und Kriminalität wachsen von Tag zu Tag.
Arbeitslose Familien bekommen monatlich 150 Pesos als 2Hilfe zum Leben“ vom Staat, das sind etwa 40 Euro. Dafür muss einer in der Familie vier Stunden täglich für die Stadt arbeiten. Die Schlangen vor den Auszahlstellen (Banken) sind Kilometer lang. Die Menschen stellen sich bereits in der Nacht an, um nicht den ganzen Tag warten zu müssen.